Ruth Schönegge, Filmeditorin

„What a Feeling. Liebe zwischen Kulturen und Konventionen: Straight läuft bei Marie Theres und Fa gar nichts! Warmherzige und kluge Liebeskomödie um zwei Frauen in der Mitte des Lebens, die sich nicht an den Rand drängen lassen.“ RuthSchönegge / Filmeditorin / Kinoprojekt 2024 ***

RUTH: „Im Grunde wollte ich schon immer Geschichten erzählen – und genau das mache ich ja heute. Während meiner Schulzeit gab es viele verschiedene Dinge, die mich interessierten und die ich ausprobieren wollte. Letztendlich bin ich bei der Psychologie gelandet. Ich wollte Therapeutin werden, habe Psychologie studiert und bin dafür nach Berlin gezogen. Bis zum Vordiplom habe ich durchgehalten. In dieser Zeit hatte ich meinen ersten Computer und begann, Webseiten zu gestalten und mich mit Webdesign zu beschäftigen.

Das hat mich so fasziniert, dass ich irgendwann an einen Punkt kam, an dem ich mir die Frage stellte: Ziehe ich die Psychologie konsequent durch, oder breche ich ab und widme mich dem Design? Letztlich habe ich mich für Letzteres entschieden. Ich habe dann Web- und Grafikdesign studiert und bin dort zum ersten Mal mit Videoschnitt in Berührung gekommen. Nach meinem Abschluss habe ich vor allem im Web- und Grafikdesign gearbeitet. Nach einer Weile merkte ich jedoch, wie mich diese Arbeit zunehmend langweilte. Sie war so statisch. Ich habe mich gefragt, ob es überhaupt etwas geben könnte, das mich langfristig wirklich begeistert. Der Filmschnitt hat mich nie wirklich losgelassen. Also ich habe beschlossen meiner Faszination zu folgen und noch einmal ein Studium zu beginnen.

Zu dieser Zeit gab es deb Studiengang Schnitt nur an zwei Hochschulen in Deutschland und ich entschied mich – etwas blauäugig – für Babelsberg, nicht ahnend wie schwer es war dort angenommen zu werden. Tatsächlich hat es dann auf Anhieb geklappt. Schnell wurde ich Feuer und Flamme und habe gespürt: Das ist es! Ich glaube, dieser Beruf wird mich niemals langweilen. Das werde ich machen, bis ich umfalle“

RUTH: „Wir versuchen den Begriff Filmeditor zu etablieren, weil Cutter ja nicht einmal ein richtiger englischer Begriff ist. Das ist eher so eine deutsche Erfindung, ähnlich wie „Handy“. Auf meinem Diplom steht allerdings „Diplom-Schnittmeisterin“, und das finde ich auch in Ordnung. Ich habe in Babelsberg studiert, einer Filmhochschule, die schon früher in der DDR sehr renommiert war.

Vielleicht war damals der Meistertitel höher angesehen, und deshalb hat man diesen Begriff beibehalten. Erst vor einiger Zeit hat man dort Bachelor- und Masterabschlüsse eingeführt, und jetzt wäre ich Master of Fine Arts. Der Weg dorthin war für mich ziemlich verschlungen, aber am Ende mache ich das, was ich eigentlich schon mit sechs Jahren machen wollte. Mein erster Berufswunsch war damals nämlich Kinderbuchautorin, also Geschichtenerzählerin zu werden.“
RUTH: „Die Arbeitsweise ist sehr unterschiedlich. Mal arbeite ich alleine, mal sitzt man gemeinsam mit der Regie da, arbeitet parallel und probiert Dinge aus. Ich schneide etwas, und dann schauen wir uns das Ergebnis zusammen an. Dann beginnen wir, uns gegenseitig Ideen zuzuwerfen.

Dieser Prozess ist meistens sehr dynamisch und im Fluss. Vieles ergibt sich intuitiv, und die Zusammenarbeit ist dabei entscheidend. Es hängt stark davon ab, wie der Mensch ist, mit dem man gemeinsam am Projekt arbeitet.“
RUTH: „Eine Produzentin rief mich an und sagte, dass ich ihr von einer Kollegin empfohlen worden sei und fragte, ob sie mir das Drehbuch zuschicken könne. Natürlich sagte ich zu.

Als ich das Buch las, wusste ich schon auf Seite drei: Diesen Film will ich unbedingt sehen. Und dann dachte ich: Diesen Film will ich machen! Ich war sofort Feuer und Flamme, weil ich die Geschichte großartig fand.

Etwa zwei oder drei Wochen später war die Regisseurin zufällig in Berlin, und wir trafen uns persönlich. Wir haben uns zwei Stunden unterhalten und waren sofort auf einer Wellenlänge. Dabei bin ich meistens nicht die einzige Editorin, die in diesem Stadium der Teamfindung im Gespräch ist. Aber in diesem Fall war sehr schnell klar, dass ich diesen Film schneiden werde.“
RUTH: „Die Tonmeisterin war eine Frau – gerade im Bereich Ton gibt es nur sehr wenige Frauen. Überhaupt bestand die Crew dieses Films zu 70% aus Frauen, was eine absolute Seltenheit ist. Das hat sicherlich auch zur besonderen Stimmung am Set beigetragen.

Viel hing natürlich mit der Regisseurin zusammen, die ein unglaubliches Gespür für das Arbeitsklima hatte. Sie schätzt und respektiert jede einzelne Person und ihre Aufgaben und drückt das auch aus. Und das galt nicht nur während der Dreharbeiten, sondern für die gesamte Produktion. Dadurch fühlte sich jeder wirklich gewertschätzt, was für alle eine tolle Atmosphäre schuf, sowohl vor, als auch hinter der Kamera.“
Fotos: (C)Praherfilm_Geyrhalterfilm

An ihrem Hochzeitstag bekommt die Wiener Ärztin Marie Theres ein besonderes Geschenk von ihrem Mann präsentiert: Er will sich von ihr trennen! Zur Nervenberuhigung greift Marie Theres erstmal zum Glas. Ziemlich betrunken stolpert sie in Bigis Lesbenbar und trinkt dort mit der bindungsscheuen Stammkundin Fa einfach weiter. Am nächsten Morgen kann sie sich nur noch daran erinnern, dass Fa sie nach Hause gebracht hat. Aber haben sie danach auch…? Jedenfalls bekommt sie die aufregende Frau nicht mehr aus dem Kopf. Eine stürmische Romanze nimmt ihren Lauf, von der sich selbst Marie Theres’ spießiger Freundeskreis und Fas persische Mama mitreißen lassen.

In der warmherzigen  Rom-Com „What a Feeling“ von Kat Rohrer glänzen Caroline Peters und Proschat Madani als zwei Frauen, die erst in der Mitte des Lebens zueinander finden – aber dann so richtig. Es geht um Selbsterkenntnis, den Mut zum Neuanfang und um Entscheidungen, die sich richtig anfühlen, ganz egal, was die anderen denken oder sagen. What a Feeling!

Fotos: (C)Praherfilm_Geyrhalterfilm

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