Zweiter Teil des Workshops
Im Herbst diesen Jahres hatten der Deutsch- sowie der Politik und WirtschaftLeistungskurs der Q3 die Möglichkeit an einem zweiteiligen Workshop teilzunehmen, welcher sich unter der Betreuung von Iryna Herasimovich, mit der politischen Verfolgung in Belarus am Besioiel der Nacht der erschossenen Dichter beschäftigte. Der zweite Teil des Workshops fand nun, im Rahmen des zweiten Lesetages der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung, am 30.10.2025 statt.
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Erster Teil des Workshops
Am 03. September 2025 nahmen der Deutsch- und der Politik und Wirtschaft Leistungskurs der Qualifikationsphase 3 an einem Workshop zum Thema „Die Nacht der erschossenen Dichter von Belarus“ teil. Ziel der Zusammenarbeit mit Iryna Herasimovich ist die Ausrichtung einer Abendveranstaltung zu der Nacht vom 29. auf den 30. Oktober 1937.
Zur Person: Iryna Herasimovich
Herasimovich stammt selbst aus der belarussischen Hauptstadt Minsk, lebt aber seit rund fünf Jahren im Exil in der Schweiz. Dort arbeitet sie als Mitarbeiterin am slawischen Seminar der Universität Zürich, außerdem geht sie weiterhin ihrer Tätigkeit als Übersetzerin für Literatur, Lektorin und Kuratorin nach. Zu ihren populärsten Übersetzungen in die mittlerweile „unter Druck gesetzten Sprache“ Belarussisch ist Brechts „Furcht und Elend des dritten Reiches“. Das Werk zeigt für sie, dass es „ganz, ganz wichtig [ist], früh wach zu werden“ – Eine Erkenntnis, die sich auch an der politischen Entwicklung Belarus‘ festmachen lässt. Herasimovichs Brecht-Übersetzung wird aus dem Untergrund als Theaterstück aufgeführt. Hunderttausende schauen es sich als Übertragung im Internet an. Für sie ist es das erste Werk, bei dem sie einverstanden sei, ihren Namen nicht zu nennen, sagt sie. So geht es vielen, die an dem Projekt beteiligt waren. Ihnen allen droht die Verfolgung.
Der Workshop
Nach einer Einleitung in die Geschichte Belarus‘, die sich vor allem auf die stalinistische Herrschaft im 20. Jahrhundert sowie die Machtübernahme Lukaschenkos ab 1994 konzentrierte, lag der Fokus des Workshops auf der Nacht vom 29. auf den 30. Oktober 1937. Damals ließ die sowjetische Führung mindestens 130 Personen erschießen, darunter dutzende Dichter, Schriftsteller und Intellektuelle. Damit einher ging die Verbannung ihrer Werke aus Bibliotheken, Schulen und anderen Bildungseinrichtungen. Diese Oktobernacht markiert den tragischen Höhepunkt des Vorgehens des Sowjetregimes gegen die Kulturelite in Belarus. Die Leichen der Erschossenen vergrub man in einem Waldstück nahe der Hauptstadt Minsk, „Kurapaty“. Erst rund 50 Jahre später begannen Forschende mit Ausgrabungsarbeiten in Kurapaty. Zwischen 30.000 und 250.000 Leichen werden dort vermutet. Dutzende Kreuze sollen an sie erinnern. Die Zahl klafft unter anderem so weit auseinander, weil das Lukaschenkoregime noch immer nicht alle Archive öffnet, Aktenansichten verhindert und sich aktiv gegen die Aufarbeitung einsetzt. Nach der Fälschung Lukaschenkos Wahl 2020 kommt es zu massiven Ausschreitungen in Belarus, die Polizei geht gewaltsam gegen Demonstranten vor. In Kurapaty werden die Kreuze, die an die Opfer des Stalinregimes erinnern sollen, kurzerhand zerstört und vernichtet. Eine Aufarbeitung unter Lukaschenko ist nahezu unmöglich.
Haederfoto: (Iryna Herasimovich)

