Konflikte um die deutsche Migrationspolitik“ – Vortrag und Gespräch mit Prof. Dr. John Kannankulam und Marie Hoffmann vom 27.02.2025
In seiner Begrüßung zur Podiumsdiskussion der bisherigen und aktuellen Schulleitungen vom Freitag, den 28.02.2025, sollte Sebastian Franke die vorabendliche Veranstaltung bezüglich der „Konflikte um die deutsche Migrationspolitik“ mit den Worten würdigen, dass Prof. Dr. John Kannankulam den der Brechtschule seit jeher inhärenten kritischen Geist in die neuen Hallen injiziert habe. Eine – wie ich finde – wunderbare Metaphorik, bedenkt man, dass Herr Prof. Dr. Kannankulam ohne die für ihn prägenden Menschen seiner Oberstufenlaufbahn, wie Siglinde Lischka, vielleicht niemals seine Berufung in Form der „Kritik der politischen Ökonomie“ gefunden hätte.

Es war ein emotionaler, ein authentischer Abend, an welchem Prof. Dr. John Kannankulam und seine wissenschaftliche Mitarbeiterin Marie Hoffmann durch die Geschichte der deutschen Migrationspolitik führten und infolgedessen die beiden Ebenen des Asyls wie auch der Arbeitsmigration beleuchteten. Ihr Fazit: „Das Asylrecht, einst Lehre aus dem deutschen Nationalsozialismus, der Shoa und dem Umgang der Weltgemeinschaft damit, wurde nach und nach beschnitten und ist mit der GEAS-Reform fast vollständig beerdigt.“ Im Gegensatz zu den Protesten in den 1990er Jahren gebe es heutzutage aber nur wenig zivilgesellschaftliche Kritik, obgleich die bereinigte Gesamtschutzquote bei 70% liege und damit zeige, dass die Menschen, die in Deutschland ankommen, relevante Schutzgründe hätten. Entgegen der oftmals zitierten Überlastung der Kommunen hätten im Zuge einer repräsentativen Erhebung aus dem Jahre 2024 zudem nur 5% der knapp 600 Kommunen gegenüber dem DESI angegeben (Institut für Demokratische Entwicklung und Soziale Integration), sich in einem Notfallmodus zu befinden, also Überlastung im Bezugsrahmen der Unterbringung von Geflüchteten angemeldet.
>>> Hier der ausführliche Bericht von Jan Eisenhauer

Rainer Lind interviewte John Kannankulam im November 2018
Der „Fall Serhat Ü.“ hat die Marburger Stadtgesellschaft im Jahre 2024 stark erschüttert. Trotz eines breiten zivilgesellschaftlichen Unterstützungskreises und obwohl sich sogar das Marburger Stadtparlament einstimmig für den Verbleib des jungen Kurden, der eigentlich eine Ausbildung beginnen wollte, einsetzten, wurde er Anfang Juni von den Behörden in die Türkei abgeschoben.
Diesen konkreten Fall zum Anlass nehmend, geben Prof. Dr. John Kannankulam und Marie Hoffmann (M.A.) am 27.02.2025 ab 18 Uhr einen Einblick in die Geschichte der deutschen Migrationspolitik und widmen sich aktuellen und künftigen Herausforderungen dieser, die nicht zuletzt auch durch die „Migrationsdebatte“ im Deutschen Bundestag vom 29.01.2025 an zusätzlicher Präsenz und Emotionalität gewonnen hat.
Dr. John Kannankulam, Professor für Europäische Integration und Politische Ökonomie an der Philipps-Universität Marburg.
1992 bis 2000 Magisterstudium der Politikwissenschaft im Hauptfach sowie Amerikanistik und Neuere deutsche Geschichte als Nebenfächer an der Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt am Main. Promovierte bei Joachim Hirsch und Bob Jessop mit einer Arbeit über den „Autoritären Etatismus in der Theorie des marxistischen Staatstheoretikers Nicos Poulantzas“.