Mitte April saßen wir noch im Staatsarchiv Darmstadt nebeneinander bei der Eröffnung der Ausstellung „Zwischen Nonkonformität und Widerstand – Darmstädter Biografien 1933-1945“, freuten uns über die Aktivitäten an „unserer Bertolt-Brecht-Schule“, wo wir mehr als 20 Jahre gemeinsam lehren durften.
Und Anfang Mai erhielt Jürgen die Krebsdiagnose, die er uns kurz darauf mitteilte. Dabei sagte
Jürgen noch, „ich bin als optimistischer Typ im Grunde hoffnungsvoll gestimmt“. Diesen Eindruck vermittelte er auch bei zwischenzeitlichem Kontakt, aber auch die Angst, dass eine anberaumte Untersuchung nach 3 Monaten Chemotherapie nicht die erhoffte Wirkung zeige.
Diese Angst hat sich nun letztlich unerwartet bewahrheitet. Jürgen ist am 24. August 2024 gestorben, umgeben von seinen Lieben. Letztlich ist er, wie seine Frau Lia sagte, „friedlich eingeschlafen“.
Lia und allen, die Jürgen nahe standen, gilt unser tiefes Mitgefühl und die Hoffnung, dass sie in diesen schweren Tagen genügend Kraft und Trost finden, den unwiederbringlichen Verlust eines geliebten Menschen zu bewältigen, und dass Dankbarkeit sie erfüllt, wenn der Schmerz sie wieder nach vorne schauen lässt.
Welchen Verlust Jürgens Tod für die Brecht-Schulgemeinde und den Förderverein hat, können alle erahnen, die ihn jahrzehntelang unermüdlich, in seiner „Joe-eigenen“ Art wirkend erleben durften. Ob in seinen Fächern Sport, Geschichte und POWI, ob in schulischen Gremien, ob in gesellschaftlichen Debatten und Aktivitäten: Für Jürgen gab es keine Halbheiten.
Es seien nur 2 genannt. Als Beteiligter an ersten Polenkontakten im Rahmen einer Studienfahrt 1985, bei der Erarbeitung und dem Beschluss der Schulpartnerschaft der BBS mit dem Liceum Jagiellonka in Płock 1988 und danach bei zahllosen, nahezu jährlichen Organisationen des Austauschs der beiden Schulen bis in dieses Jahr hinein hat sich Jürgen für die Besserung und letztlich Normalisierung des deutsch-polnischen Verhältnisses große Verdienste erworben. Für sehr viele polnische Freundinnen und Freunde wird deshalb sein Tod sehr traurig sein und eine große Lücke reißen.
Seit 2021 hat Jürgen mit gleicher Leidenschaft den Vorsitz des Fördervereins der BBS geführt. Als Befürworter der vielfältigen Initiativen der Schule bezüglich Gedenkarbeit, sozialer und kreativer Projekte war Jürgen das verlässliche Bindeglied zwischen Kollegium und Förderverein hinsichtlich verlässlicher finanzieller Unterstützungen. Nicht zu vergessen seine informativen und eine klare schul- und allgemein politische Haltung ausdrückenden Mitgliederbriefe, die auch fernab wohnenden Mitgliedern viel von der aktuellen Situation an der BBS vermittelten.
Es ist kaum vorstellbar, dass der immer sportlich aktive Jürgen, der keine körperliche Herausforderung scheute, dieser tückischen Krankheit letztlich hilflos ausgeliefert war und nun nicht mehr unter uns ist.
Jürgen, der du den meisten als Joe bekannt warst, wir vermissen dich. Wir werden dich nicht vergessen und in guter Erinnerung behalten.
Rainer Petri / Ehemaliger Schulleiter
Die Nachricht vom Tode von Joe Herbst hat uns tief betroffen gemacht. Mit ihm haben wir nicht nur einen guten Freund, sondern auch unermüdlichen Aktivisten für die deutsch-polnischen Beziehungen verloren, mit dem wir über Jahre zusammen gearbeitet haben. Sein Engagement, junge Menschen aus Deutschland und Polen im Schulalltag zusammenzuführen, wird allen, die davon profitieren konnten, immer im Gedächtnis bleiben. Ein unersetzlicher Verlust. Joe, Ruhe in Frieden !
Dr. Matthias Kneip, Autor und wiss. Mitarbeiter am Deutschen Polen-Institut
Dr. Andrzej Kaluza, wiss. Mitarbeiter am Deutschen Polen Institut