Dr. Bettina Bohle / Direktorin des Jazzinstitut Darmstadt

Dr. Bettina Bohle studierte Musik(wissenschaft), griechische Philologie und Philosophie in Greifswald, Glasgow, Padua und London. Ihre Promotion erlangte sie an der Freien Universität Berlin und war mehrere Jahre im Bereich Antike Philosophie und Literaturtheorie als wissenschaftliche Mitarbeiterin und PostDoc an verschiedenen Universitäten in Deutschland beschäftigt. In diesem Kontext gründete sie die literaturtheoretisch orientierte Online-Zeitschrift eisodos mit und organisierte Workshops für Nachwuchswissenschaftlerinnen im Bereich Philosophie. In den letzten Jahren konzentrierte sie ihre Publikationstätigkeit zunehmend auf jazzbezogene Studien. Als Mitglied des wissenschaftlichen Beirats wirkte sie etwa an der Jazzstudie 2022 mit und verfasste den Länderreport des Europe Jazz Network für Deutschland.

BETTINA: „Warum habe ich mich am Jazzinstitut Darmstadt beworben? Das kannte ich natürlich schon vorher aus meiner Arbeit. Das Jazzinstitut war so eine Größe im Bereich Jazz und Improvisation in Deutschland, eine ruhige Konstante, die ich schon immer wahrgenommen habe.
Ich habe vor allem mit Arndt Weidler mehrfach in Projekten zusammengearbeitet, bei den Jazzstudien und beim Jazzpreis, und habe auch Wolfram Knauer, den ich ab und zu traf, als sehr freundlichen und kompetenten Menschen kennengelernt. Sie betrachten die Jazzszene von einer eher äußeren Warte, sind also weder selbst Veranstalter noch Musiker, sondern Beobachter und Förderer der Szene.“
Blindtext noch
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Bis Februar 2024 leitete sie das Umsetzungsprojekt für ein Zentrum für Jazz und Improvisierte Musik in Berlin. Die Konzeption und Organisation dieses Projekts verantwortete sie von Beginn an zu einem wesentlichen Teil mit. Nebenher war sie als freie Projektmanagerin bei der Initiative Musik tätig. Dort bereitete sie die erste Ausgabe des Deutschen Jazzpreises konzeptionell und organisatorisch vor. Sie betrieb mehrere Jahre den Jazzblog JAZZAffine mit zugehörigem wöchentlichem Newsletter.

Bohle ist Lehrbeauftragte am Institut für Musik und Musikwissenschaft der Universität Hildesheim und bietet dort Kurse im Themenkreis Jazz mit Schwerpunkten in Kulturpolitik, Philosophie und Soziologie an. Seit 2019 ist Bohle zudem eine der Sprecherinnen der Bundeskonferenz Jazz und damit maßgeblich an der Erstellung des Berichts zur Situation des Jazz in Deutschland beteiligt, der 2024 erscheinen wird.


Bettina: „Ich habe die Übergabe von Wolfram Knauer an mich als wahnsinnig konstruktiv und wertschätzend empfunden. Bevor ich mein Amt wirklich angetreten habe, haben wir uns digital und auch live getroffen. Er hat mir immer gesagt, dass er sich für seine Nachfolge jemanden wünscht, der alles ganz anders macht.
Natürlich weiß er, was er geschaffen hat, und dass vieles auch eine Fortführung wert ist. Aber ich habe es immer als Ausdruck davon empfunden, dass er in dem Sinne nicht im Weg steht und Veränderung zulässt, was er auch wichtig findet. Das habe ich als sehr befreiend empfunden.
Er vollzieht den Wechsel jetzt genauso und steht jederzeit als Ansprechpartner zur Verfügung, wenn man ihn fragt, aber er drängt sich überhaupt nicht auf. Für die Übergabe hat er mir ein ziemlich langes Dokument geschrieben, mit vielfältigen Informationen darüber, wie das Institut funktioniert, welche Projekte es gibt und was zu beachten ist. Das fand ich ganz toll. Ich habe es gleich an meinem allerersten Arbeitstag gelesen, und es liegt immer noch griffbereit auf meinem Schreibtisch.
Gleichzeitig hat er es ganz frei gelassen, wie es weitergeht. Er ist immer noch ehrenamtlich für das Institut tätig und führt den Index fort, den er aufgebaut hat. Ab und zu holt er sich Zeitschriften, die er dann verschlagwortet und zurückbringt. Das ist ganz toll, aber das macht er für sich, und ansonsten lässt er uns im Institut unsere Arbeit tun.
Ich fand es sehr weise, wie er diese Übergabe vollzogen hat, und bin ihm dafür sehr dankbar.“
Noch in Arbeit am Feinschliff …
Bettina: „Du hast vorhin gefragt, warum ich mich so lange theoretisch betätigt habe. Ich habe mich dann für einen Master in Philosophie in London beworben und musste erklären, wie ich, da ich ja zuvor Artistik, Musik und Musikwissenschaft studiert hatte, zur Philosophie gekommen bin.

Ich habe also mein Fach im Master gewechselt. Man muss das ein bisschen erklären, warum man das jetzt will, was einen daran interessiert und warum man sich dafür befähigt fühlt. Ich wollte immer mehr wissen und verstehen, warum Dinge sind, wie sie sind. Mich hat immer auch die Relevanz von Kunst interessiert: Warum machen Menschen eigentlich Kunst? Das hat mich immer fasziniert, und deshalb war für mich der Weg zur Philosophie ganz klar.

Ich wollte unbedingt nach dem Master weiterlernen. Das Einzige, wie ich das irgendwie machen konnte, war eine Doktorandenstelle, also in einer Form, die sozusagen strukturierter ist. Wobei das zunächst eher ernüchternd war. Ich habe dann gemerkt, dass der Geist dort vielleicht gar nicht so weht, wie ich es erwartet hatte. Trotzdem habe ich meine Doktorarbeit fertig gemacht, aber es hat mich eher ausgebremst, würde ich fast sagen. Ich wollte ursprünglich über etwas literaturwissenschaftliches promovieren und habe letztendlich über etwas neuplatonisches promoviert. Das fand ich dann eigentlich eher dröge, muss ich sagen. Im Nachhinein betrachtet, währenddessen habe ich das gar nicht so empfunden. Aber ich habe gemerkt, dass viele Sachen, die mich interessieren, dort gar nicht vorkamen.“




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